Youtube Transcript:
Skript
Was macht ein Trauma mit uns?
Wie du das nur kannst, das könnte ja ich nie!
sagt Steffi fasziniert
Ich wünschte mir so sehr, dass ich das auch könnte, aber es geht
einfach
nicht.
So oft habe ich schon versucht, mich zu überwinden, aber ich bringe das nicht fertig.
Vielleicht fragst du dich jetzt, WAS denn so schwierig sein kann, aber darum geht es mir nicht.
mir geht es darum, genau hin zu schauen und zu spüren, WAS uns so sehr zurückhalten kann,
dass unser fester Wille, etwas zu tun, davon so locker ausgehebelt wird
und ich spreche hier nicht von Bungee-Jumping oder so, ich spreche von ganz normalen Alltags-Situationen
Ich bin sicher, ihr alle habt diesen Satz schon gehört und wir alle waren schon selber in dieser Situation
In diesem #sundaythought geht es darum, wie wir uns selber scheinbar mit unsichtbarer Hand,
aber unüberwindbar, von manchen Situationen fernhalten
Ich will beschreiben, wie sich Trauma anfühlt, wenn es in uns aktiv ist
Ich will da nicht nur in der Theorie drüber sprechen,
die ist wichtig, aber alleine sie bringt uns an der Stelle nicht weiter,
da es keine Kopfsache ist, nichts, wo uns Wissen hilft,
Bücher lesen gibt dir eine Idee, aber die ist nur im Kopf
und Trauma heißt, Denken und Fühlen ist getrennt, Kopf und Körper sind nicht abgestimmt
unser Kopf kann uns etwas vorspiegeln, „alles easy“
und dann bremst uns unser Körpergefühl komplett aus,
genau wie Steffi das gerade beschrieben hat
Mir geht es darum, zu beschreiben, wie sich unser Trauma anfühlt, wenn wir ihm im täglichen Leben begegnen
Ich bin Imke und arbeite als Leadership coach mit Menschen, die ein Team führen
Gerade als jemand, der andere führt, ist es aus meiner Sicht Basiswissen, zu verstehen,
wozu unsere eigenen Traumata uns bringen, was sie uns unmöglich machen, wie bei Steffi,
oder wo sie uns überreagieren lassen, ohne dass wir das wollen
und sobald wir dafür ein Verständnis bekommen haben, erkennen wir auch viel besser,
wenn unser Umfeld unabsichtlich Dinge tut oder lässt, die wir rational nicht verstehen können
Jetzt denkst du vielleicht, aber wir sind doch Führungskräfte und keine Therapeuten
ja, das stimmt, allerdings ist dieses Verhalten jeden Tag um uns herum
keine Entscheidung, kein Meeting, kein Gespräch, in dem wir nicht auf Basis unser Trauma biographie handeln
und deshalb geht es nicht um Therapie, sondern darum, dass wir unsere Augen öffnen für das Offensichtliche
Was Steffi so bremst, das ist ihr Unterbewusst sein, das ihre Lebenserfahrungen nicht nur gespeichert hat, sondern auch immer abrufbereit hat
und auf Steffi aufpasst wie ein Luchs, damit sie nicht wieder auch nur in die Nähe ihrer Trauma erfahrung kommt
Wo unser innerer Beschützer die Gefahr wittert, ist für unseren Verstand gar nicht logisch zu verstehen
unsere Seele hat ihre eigene Logik
das liegt eben daran, dass wir nach dem Ursprungsereignis Denken und Fühlen getrennt haben, wir haben uns gespalten
Im übrigen ist das eine gute Sache, dass wir uns spalten können
denn sonst gäbe es die Menschheit wahrscheinlich schon gar nicht mehr
Wir spalten uns dann, wenn wir in einer Situation sind,
die wir nicht bewältigen können
wenn wir hilflos und überwältigt sind, uns ausgeliefert fühlen
Mit sechs Jahren hatte ich in den Ferien eine Stunde Reitunterricht an der Longe
beim zweiten Termin ging etwas schief, es stand nicht Unterricht für Kinder auf dem Programm, sondern Ausritt mit Erwachsenen und querfeldein
meine Eltern wollten nicht umsonst zum Reiterhof gefahren sein und schickten mich mit
es ging im Galopp über Felder und Gräben
Ergebnis: zwei schwere Stürze und 5 Wochen Krankenhaus
ich hatte die Erfahrung gemacht: meine Eltern treffen Entscheidungen, in denen mein Schutz keine Rolle spielt
das habe ich natürlich nicht bewusst so gedacht, aber mein Unterbewusstsein hat das abgespeichert
also habe ich begonnen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, mit sechs!
Dass meine Entscheidungen aus dieser kindlichen Perspektive später nicht immer Sinn gemacht haben,
heute, aus Erwachsenen-Sicht ist ja klar
ich bin immer wieder vor Situationen zurückgescheut, die ich – aus meiner erwachsenen Sicht – locker hätte bewältigen können
so wie Steffi das auch beschreibt, es ist unverständlich – für den Kopf
aber der Teil in mir, der diesen Moment abgespeichert hat, hält mich zurück, sobald er Gefahr wittert
über ein starkes Körpergefühl, das ich mit Willenskraft nicht beherrschen kann, es sei denn, ich spalte mich erneut
erst seit ich denken und Fühlen wieder verbunden habe, kann ich besser mit mir umgehen
Was mir mein Leben sehr viel leichter gemacht hat,
deswegen will ich das auch an euch weiter geben
Seit etwa 15 Jahren lasse ich das mehr und mehr in meine Coachings und Workshops einfließen, was ich über Trauma und Trigger gelernt habe
und zwar aus der Arbeit an meiner eigenen Trauma-Biographie und der Arbeit mit meinen Coachees
Ich spreche in erster Linie von den sog. small t’s, also nicht von Schocktrauma, einem big T
wo EIN einziges schreckliches Ereignis unser Leben zeichnet,
sondern von den vielen kleinen Schädigungen, die wir, vor allem als Kinder, aus unserem Umfeld mit bekommen
da heißt Beziehungstrauma oder Entwicklungstrauma
wenn ich in Unternehmen über Trauma spreche, stoße ich damit überall auf große Resonanz
Beziehungstrauma entsteht über die Zeit in all den kleinen Situationen, in denen wir nicht gut behandelt werden
als Kinder sind wir darauf angewiesen, dass unsere Eltern unsere Wünsche und Bedürfnisse erspüren und ernst nehmen
dass sie sich in uns und unsere empfindlichen Seelen einfühlen,
uns wahrnehmen, wie wir wirklich sind, nicht wie sie uns haben wollen
und ihre Elternrolle so leben, dass sie uns spüren lassen, wie wertvoll wir für sie sind und uns schützen
und zwar nicht nur mit Worten, sondern durch ihr Handeln
dafür müssen Eltern aber verstehen, was bei ihnen selber los ist und auch ihr Denken und Fühlen wieder verbinden, das ist Arbeit
Wenn unsere Eltern das selber von ihren Eltern auch nicht erfahren haben und ihre Traumata nicht bearbeitet haben
dann reichen sie das von Generation zu Generation unreflektiert weiter,
transgenerationales Trauma, den Begriff hast du vielleicht schon mal gehört
ein sehr, sehr spannendes Thema, dem man wirklich überall begegnet
Wenn dich beim Thema Trauma und Trigger etwas besonders interessiert, dann schreib das gerne in die Kommentare
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Ich bin überzeugt, dass es uns allen hilft, wenn wir die Tabus rund um unsere Traumata behutsam überwinden
sie sind zutiefst menschlich