Youtube Transcript:
Ich kann nichts liegen lassen, ich mache weiter, bis alles erledigt ist
und zwar perfekt
ich kann mir einfach keine Grenzen setzen, erzählt mir Heike
Auch wenn eine Stimme in meinem Kopf mir klar und deutlich sagt:
es ist genug,
du gehst jetzt unnötig über deine Kräfte und das lohnt sich auch gar nicht,
es reichen doch 80 Prozent, es kommt in diesem Fall ja gar nicht auf Perfektion an,
das tut dir nicht gut, jetzt noch weiter zu machen
Heike guckt mich kopfschüttelnd an
obwohl ich das weiß und diese Stimme deutlich höre, kann ich einfach nicht aufhören
schon ein paarmal bin ich so knapp am Burnout vorbei geschrammt
und vor Burnout habe ich wirklich Respekt, ich will auf keinen Fall in der Depression enden
Was ist bloß los mit mir? Warum arbeite ich immer wieder bis zur völligen Erschöpfung?
In diesem #sundaythought geht es darum, warum wir nicht auf die Stimme der Vernunft hören können,
sondern wie von fremder Hand gesteuert, immer weiter machen müssen
Ich bin Imke und arbeite als Leadership coach mit Menschen, die ein Team führen
Fast in jedem Coaching-Gespräch spielt dieses Thema eine Rolle.
Wann ist es genug?
Und fast in jedem Fall klingt es ähnlich:
„ich habe das Gefühl, mein Chef erwartet das von mir“
„was wird mein Team denn von mir denken, wenn ich das nicht pünktlich fertig mache?“
„das kommt für mich nicht in Frage, dass andere auf meine Vorarbeit warten müssen, ich mache erst Feierabend, wenn alles fertig ist“
So berechtigt oder unberechtigt das sein mag, was andere fordern,
was andere erwarten oder gut von uns brauchen könnten
im Vergleich dazu werden unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer geringer eingeschätzt
immer als weniger wichtig eingestuft
und zwar nicht von unserem Verstand,
der sagt uns ja sehr deutlich, was er von unserem Perfektionismus-Drang hält
wir können einfach nicht anders
der Widerstand in unserem Körper fühlt sich so massiv an, dass wir nicht dagegen ankommen
Und das, obwohl wir ganz genau wissen, wie schädlich das ist,
das Thema Burnout ist seit Jahrzehnten bekannt, die Medien berichten immer wieder darüber
wir WISSEN das
Warum können wir trotzdem nicht anders?
In meinem letzten Video „was Trauma mit uns macht“ habe geschildert,
wie wir davon abgehalten werden können, etwas zu tun, was wir gerne tun würden
In diesem Video geht es darum, dass wir uns manchmal nicht zurück halten können, etwas zu tun, was wir gerne lassen würden
Das kann die Folge einer Trauma erfahrung sein
Ich hole mal ein bisschen aus, um diese Situation in den richtigen Kontext zu setzen
Wir Menschen sind Herdentiere, wir sind soziale Wesen, wir können nicht ohne andere Menschen,
das ist ganz tief in uns verankert.
Wir wollen dazu gehören
und so fürchten wir das, was unsere Zugehörigkeit aufs Spiel setzen könnte
Das ist auch im Job so, wir wollen nicht die Zugehörigkeit zum Team verlieren,
wir wollen nicht, das Unternehmen nicht verlassen müssen, wir wollen nicht zurück gewiesen werden
und so beginnt etwas ganz tief in uns zu funken, wenn etwas sich danach anfühlt, als könnten wir dafür abgelehnt werden
das nennt sich Beziehungstrauma
Und all seine Aufgaben zu erledigen ist bei uns eine gesell schaftliche Norm,
eine Norm unserer Gesellschaft, wir sind Teil dieser Gesellschaft, wir fühlen uns daran gebunden
Wir wollen unserem Chef nichts schuldig bleiben, wir wollen unserem Team, unseren Kolleg:innen nichts schuldig bleiben
wir wollen uns nicht angreifbar machen, weil wir sonst die Zugehörigkeit zu den anderen verlieren könnten,
das sitzt ganz tief in unserem Unterbewusstsein
wer sich daran hält, hat gute Chancen, NICHT ausgesondert zu werden
Wir können ja mal nach unseren Sprichworten schauen:
„was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“
„erst die Arbeit, dann das Vergnügen“
„der frühe Vogel fängt den Wurm“
„Morgenstund hat Gold im Mund“
egal, welchen dieser Glaubenssätze du in dir trägst, ich glaube, jeder kennt das Gefühl
und wir haben entsprechende Strategien darauf zu reagieren:
1. wir arbeiten bis zum Umfallen, darum geht es in diesem Video
2. wir suchen uns andere, die die Arbeit für uns machen, wir verlagern den Druck auf andere
3. wir finden eine sehr überzeugende Begründung,
warum wir unsere Aufgabe gar nicht lösen konnten,
eine Geschichte, die wir auch noch selber glauben, wir gehen in die sog. Opferhaltung
4. den gesunden Weg: wir setzen die richtigen Grenzen,
uns selbst und anderen
Wenn du zu denen gehörst, die bis zum Umfallen arbeiten, weil es nie genug ist, weil du dich nie gut genug fühlst
dann könnte das daran liegen, dass du selber die Erfahrung gemacht hast
dass du nicht um deiner selbst willen geliebt wirst, nicht bedingungslos dazu gehörst, in dem Fall zu deiner Herkunftsfamilie
sondern dafür etwas tun musstest,
bei mir zuhause hieß das „Liebe für Leistung“,
das war meinen Eltern gar nicht unangenehm, das sogar so zu nennen
Damit haben sie mich unter Druck gesetzt.
„Wenn du Mitglied dieser Familie bleiben willst, dann lieferst du besser ab, was wir von dir erwarten“ war der Subtext
Und ich weiß, ich bin mit dieser Erfahrung nicht allein
Nur fürs Protokoll: Liebe ist bedingungslos.
Wir werden dafür geliebt, wie wir sind und nicht für das, was wir tun
oder leisten
Wenn Bedingungen gestellt werden, ist es keine Liebe
und sich nicht bedingungslos geliebt zu fühlen,
macht es noch viel unsicherer, ob wir weiter dazu gehören werden
da gibt es gar keine Sicherheit für uns
und das ist für Kinder unendlich bedrohlich
natürlich tun wir dann, was von uns gefordert wird,
Ich habe mir das auch erst bewusst machen müssen
und bekomme das jetzt mit, wenn sich in mir das Programm „Arbeiten bis zum Umfallen“ aktiviert
und so kann ich heute bewusst entscheiden, ob ich weiter arbeite oder nicht
Besonders perfide ist diese „innere Programmierung“, wenn sie noch verbunden ist mit der Variante,
was immer du tust, es ist nie genug, du erreichst nie den Zustand, sicher dazu zu gehören
vielleicht reicht es beim nächsten mal,
dass wir dir ein Gefühl der Sicherheit geben
dann musst du eben noch mehr liefern, noch mehr leisten
Und wir nennen uns ja auch eine Leistungs gesellschaft!
dieses „nie genug“ gehört so sehr zu uns, das es wirklich kein Wunder ist, dass wir so sehr über unsere Grenzen gehen
die erschöpfte Gesellschaft, das ist das, was wir davon haben
Deshalb warte nicht darauf, dass andere dafür sorgen, dass du dich nicht permanent überforderst,
sondern lerne, selber Verantwortung für dich zu übernehmen
die Gesellschaft ist noch nicht so weit
und das heißt, dir klar zu machen, dass du vielleicht – Hypothese – soviel arbeitest,
weil die Angst dahinter stecken könnte, nicht mehr dazu zugehören
Lass dich nicht ausnutzen! Wer dich nicht mit Wert schätzung und Respekt behandelt, der ist dein Engagement nicht wert.
Das gilt für andere und das gilt auch für den Umgang mit dir selbst.
Wenn dich zum Thema Beziehungstrauma etwas besonders interessiert, dann schreib das gerne in die Kommentare
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Viele Menschen in Führung überfordern sich selbst,
wir sehen es überall um uns herum. Suche für dich selbst den Ausweg!